Grundsätzlich ist es wichtig die Patienten mit (V.a.) COVID-19 aufgrund der hohen Infektiosität und der sehr unterschiedlichen und oft sehr milden Verläufe möglichst frühzeitig zu identifizieren und entsprechend zu isolieren. Hierzu sollten diese Patienten bereits vor dem Betreten der Notaufnahme - oder noch besser vor Betreten des Krankenhausgebäudes - abgefangen werden. Die Patienten sollten sich idealerweise selbst identifizieren können, weshalb letztendlich nicht entscheidend ist, ob diese Patienten wirklich die formalen RKI-Kriterien erfüllen. [5]
Deshalb ist es mehr als zweckmäßig bereits vor den Türen große Warnhinweise aufzuhängen, welche alle Patienten mit grippalen bzw. respiratorischen Symptomen, oder unklarem Fieber dazu auffordern sich bemerkbar zu machen (z.B. mit einer Klingel) und vor Ort zu verbleiben. Dann sollten die betreffenden Patienten vom Pflegepersonal aus der Notaufnahme - natürlich nur mit vollständig angezogener PSA - mit einem Nasen-Mund-Schutz ausgestattet und in einen gesonderten ISO-Bereich begleitet werden.
Im ISO-Bereich erfolgt dann die administrative Aufnahme der Patienten, mit anschließender Ersteinschätzung anhand der üblichen Algorithmen, z.B. der Manchester Triage. Im Rahmen dieser Ersteinschätzung müssen bei V.a. COVID-19 alle Vitalparameter, sowie der qSOFA-Score erfasst werden. Bisher besteht kein eigenes MTS-Diagramm für V.a. COVID-19, es sollten entsprechende Diagramme für Atemnot bei Kindern oder Erwachsenen genutzt und folgende Besonderheiten beachtet werden:
Die bisherigen Daten deuten darauf hin, dass sich COVID-19 mit einer großen Bandbreite an Symptomen äußern kann. Am häufigsten bestehen im Verlauf der Erkrankung Fieber (88%) und/ oder trockener Husten (67%). Allerdings besteht insbesondere Fieber nur bei etwa 44% aller Patienten zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Notaufnahme. [1, 2]
Oft berichten die Patienten über folgende Symptome: Müdigkeit (38%), Auswurf (33%), Dyspnoe (19%) und Kopfschmerzen (13%), sowie Myalgie oder Arthralgien (15%). [1, 2]
Darüber hinaus können auch abdominelle Symptome wie Übelkeit und/ oder Erbrechen (5%) oder Durchfälle (4%) bestehen. [1, 2]
Beschrieben wurden inzwischen auch Störungen des Geschmacks- und Geruchsinnes, bei Patienten mit COVID-19. Diese sollen laut einer italienischen Studie bei bis zu 34% aller Patienten mit entweder Geschmacks- oder Geruchsstörungen, sowie bei 19% mit beiden Symptomen auftreten. [3, 4]
Deshalb ist bei V.a. COVID-19 ein alleiniges Screening auf Fieber nicht ausreichend, weshalb zwingend auch nach respiratorischen Symptomen gesucht werden muss.
Anschließend sollte der Patient - sofern keine akute vitale Bedrohung besteht - in einem gesonderten Wartebereich Platz nehmen, bis zur weiteren Behandlung. Dieser Wartebereich sollte nach Möglichkeit räumlich getrennt sein von allen anderen Wartebereichen und einen genügenden Sicherheitsabstand (mindestens 1,5m) zwischen den Sitzgelegenheiten bieten. Falls möglich sollte es sich um einen Warteraum mit einer eigenen Tür, oder noch besser ein richtiges Isolationszimmer mit Unterdruck handeln. [5]
Quellen:
[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=32109013
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=32031570
[3] https://www.entnet.org/content/coronavirus-disease-2019-resources
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=32215618
[5] Handbook of COVID-19 Prevention and Treatment, The First Aliated Hospital, Zhejiang University School of Medicine